Haus Schilling - was ist das für eine Familie?

Das Haus Schilling ist ein Verband mehrerer Familien mit dem Namen Schilling, die sich auf eine gemeinsame Tradition, bzw. Familienlegende berufen. Heute wird die Tradition in einem eingetragenen Verein gepflegt, die Beschäftigung mit den historischen Legenden der Familie führte bisher zu durchaus interessanten Erkenntnissen. Herzstück des Familienverbandes ist das Familienarchiv, welches jedoch leider derzeit noch eingelagert und nur sehr bedingt nutzbar ist.

 

Die Familientradition

Gemäß einer bruchstückenhaft überlieferten Legende, deren Textüberlieferung sich gesichert bis in das 18. Jahrhundert zurück verfolgen lässt, stammen die verschiedenen Familien Schilling von einem Heinrich von Lahnstein ab, der um 1200 gelebt hat. Dieser entstammte fahrenden Rittern, die ihren Familiensitz um Basel hatten und gemeinsam mit der Familie von Rheinfelden eine Sippe gebildet hätten. Urahn dieser Familien wäre ein Erik Skjölding gewesen, der um 894 ein lehenloses Gut in Rheinfelden bekommen hätte. Dieser wiederum soll ein Nachkomme norwegisch-dänischer Königsfamilien gewesen sein.

Auf eine "königliche Tradition" deutet auch das Familienwappen der Schilling aus Rochlitz, aber in völlig anderer Weise; dass Wappen zitiert das sagenhafte Wappen von Caspar, einem der Heiligen drei Könige. Tatsächlich hießen durchgehend vom 15. bis zum 18. Jahrhundert viele der Söhne "Caspar".

 

Die gelebte Familientradition

Tatsächlich treten uns mit der Basler Familie Schilling eine sehr alte und seinerzeit bereits weit im Schweizer Raum begüterte Familie entgegen, die, so haben Auswertungen im Archiv von Basel ergeben, in enger Verwandtschaft zu einer Familie von Rheinfelden/Truchsess von Rheinfelden gestanden hat. Leider sind genannte drei Familien ausgestorben und es existiert von keiner dieser Familien ein vollständiger Stammbaum. Besonders die Familie von Rheinfelden lässt sich nur sehr sporadisch unter völligem Fehlen einer ahnenkundlichen Zuordnung belegen. Ob sie mit den Truchsessen von Rheinfelden identisch sind, ist daher nicht urkundlich belegbar.

Ähnliches gilt für die Familien Schilling, die entlang des Rheins bis weit oberhalb Kölns auftreten.

Dennoch finden wir über viele Jahrhunderte immer wieder Vertreter der Familie, die der obigen Tradition sich verpflichtet fühlten.

Die Familie Schilling im Elsass begründete Linien in Polen und Schlesien. Ihre Hauptlinien sind im 17. Jahrhundert erloschen. Innerhalb dieser Familie hat der Glaube an eine Abkunft von den Schillingen aus Basel bestanden und findet ansatzweise Niederschlag in Quellen jener Zeit zu dieser Familie.

Friedrich von Schilling, welcher 1637 starb und zu jener Familie zählt, pflegte engen Kontakt zu den von Schilling in Anhalt (Kleckewitz), da er gemeinsam mit einem Vertreter jener Familie am Hofe Ludwig I. von Anhalt-Köthen diente. Da er bereits kinderlos starb, kam vermutlich über ihn der Adelsbrief von 1506 für seine Vorfahren in Besitz der Familie in Kleckewitz.

Ebenfalls in noch nicht näher bekanntem Kontakt zu den Kleckwitz standen die Schillinge in Sachsen, Nachfahren einer Familie von Bergwerksunternehmern, die um 1700 in Dresden und Meißen lebten. Sie hatten ebenfalls im 17. Jahrhundert eine Unternehmung in Breslau und haben den oben erwähnten Adelsbrief über die Kleckwitzer vermutlich erhalten. Ungefähr seit 1700 siegelte Jakob Schilling in Dresden mit dem Wappen der Schilling aus dem Elsass. Seitdem ist dieses Wappen in der Familie allgemeines Zeichen.

Der Sohn Jakobs, Christian Ludwig Schilling, reichte den genannten Adelsbrief 1729 in Wien ein und ließ sich die Abkunft von der Gesamtfamilie bestätigen. Dieser Vorgang ist bis heute im Adelsarchiv zu Wien einzusehen. Wenigstens zwischen ihm und einem Vertreter des Hauses Schilling in Kleckewitz ist ein direktes Zusammentreffen für 1733 in Dresden belegt. Die Nachfahren dieser Dresdener Familie bewahrten lange Zeit Dokumente und andere Erbstücke des Hauses in Kleckewitz auf, was noch heute teilweise im Familienarchiv überliefert ist.

Im Baltikum berief sich Alexander Schilling 1620 auf eine Abstammung von den alten Schilling im Bereich Westphalen. Mit ihm beginnt die Familientradition für die späteren "Barone von Schilling". 

Gotthard Raffael Graf Schilling von Schillingshof ist hier der bedeutenste Vertreter der Familientradition. In seinem Auftrag ließ er eine Familiengeschichte in Wien 1781 zur Erlangung seines Grafentitels erstellen, welche den gemeinsamen Ursprung aller Familien Schilling von der schweizerischen Familie belegt. Auch dieser Vorgang ist vollständig in Wien einsehbar.

Vergleichsweise spät setzt die Überlieferung der Familientradtion bei den Schilling von Canstatt im Süden Deutschlands ein, hier überliefert erstmals Karl Friedrich Schilling v. C. 1807 die Familiengeschichte und vermutet ebenfalls eine Verbindung in Richtung Schweiz.

Interessanter ist das von ihm überlieferte Zeugnis der Schilling von Buxfort, die um 1810 ausgestorben sind und die er persönlich kennenlernte. Diese Familie in Westphalen behauptete trotz fehlender Nachweise felsenfest ihre Abkunft von den Schilling in Basel.

Im 20. Jahrhundert gilt besonders Heinar Schilling als bedeutender, wenn auch sehr umstrittener Vertreter der Legende. Er ordnete die Familiengeschichte, gründete das Archiv und schließlich gemeinsam mit seinem Bruder einen Familienverband, der anfänglich die Nachfahren von Prof. Johannes Schilling, bzw. die Nachfahren der oben erwähnten Schilling aus Dresden vereinte. Nach 1945 gelang es ihm, die anderen Familien Schilling in Bezug auf die gemeinsame Tradition zur Gründung eines gemeinsamen Verbandes zu bewegen, der seither ununterbrochen tätig ist.