Dezember 2017

Postkartensammlung übernommen

Am 16.12.2017 hatte ich das Glück durch Schenkung die Postkartensammlung meines Großonkels Klaus Schilling für das Archiv übernehmen zu können. Die Vollständigkeit der Sammlung verdient Beachtung. Neben Alltagsnachrichten, die jedoch auch Lebensläufe teils nachzeichnen, enthalten sie auch wesentliche Kommentare, so lassen sich beispielsweise Rückschlüsse auf eine außereheliche Beziehung nachzeichnen.

Es handelt sich um über 1000 Postkarten mit dem Schwerpunkt der DDR-Zeit, wobei etwas mehr als die Hälfte auch gelaufen und beschriftet ist. Die Postkarten stammen fast vollständig aus dem familiären Umfeld. Hauptautoren sind Klaus und Helga Schilling, Erlau/Lauenhain, Hela Beyer, geb. Schilling aus Lauenhain/Görlitz/Warsleben, sowie Mitglieder der Familie Schlimper/Lauenhain. Hauptempfänger mit Abstand sind Albert und Erna Schilling/Lauenhain, Ella Schlimper, Lauenhain, Ilse Georgius, geb. Schlimpert in Erlau und Hela Beyer, aber auch Grußkarten von Arbeitskollegen an einen Betriebsteil des Feinoptischen Werkes (Pentacon/8. März) in Görlitz finden sich in einiger Anzahl. 

Die älteste beschriftete Postkarte ist zugleich die einzige Postkarte, die von meinem Urgroßvater Albert Schilling (1907-1970) selbst erhalten ist und durch die Zeitläufe mittlerweile die fast einzige Handschriftenprobe, die wir von ihm besitzen. Sie wurde von Jüterbog im Jahr 1937 abgeschickt.

 

November 2017

Erste Digitalisierung abgeschlossen und Übergabe der Altarchivalien an das Familienarchiv im Museum Mittweida

Um auch anderen Forschern meine Unterlagen leicht zugänglich machen zu können, habe ich einiges über 100 Blatt an Kopien von Urkunden, großteils Gerichtsbuchauszüge des 16. und 17. Jahrhundert digitalisiert. Auf Wunsch können die Digitalisate angefordert werden.

Außerdem habe ich nach Beendigung der Auswertung einiger Altbestände des Schillingischen Familienarchivs, welches Heinar Schilling im wesentlichen Grund aufbaute, zurück in das Familienarchiv in Mittweida gegeben. Entegegen vieler Vorwürfe gegenüber Heinar Schilling ist das Archiv unter seiner Leitung vorbildlich aufgebaut worden und man kann noch heute mit den Altsignaturen sich recht gut im Bestand bewegen. Leider ist das Archiv im Museumsmagazin zu Mittweida etwas sehr provisorisch aufbewahrt und es wird noch Monate/Jahre dauern, bis alle Archivalien wieder ordentlich nutzbar sein werden.

 

Oktober 2017

Hauptstaatsarchiv Sachsen - Dresden

Unter der Signatur 10036 Finanzarchiv Loc. 38061 findet sich ein umfangreiches Buch, welches ein Inventar des alten Amtes Rochlitz darstellt. Besonders bemerkenswert ist der dort aufgeführte Gnadenbrief für die Rochlitzer Saupen. Die Saupen waren ein besonderer Stand unter den Bauern, die sich im Besitz bestimmter Güter befanden, durch welche sie die Saupenwürde erhielten. Ein Saupe (von sorb. Župan) oder Landschöppe im Amt Rochlitz war einer von 16 Rechtspflegern, die im Amt dem Gericht beisaßen, bei Hinrichtungen beiwohnen mussten, Polizeiaufgaben wahrnahmen und sogar Obduktionen vornehmen mussten. Dafür waren sie von vielen Abgaben befreit und konnten auf sogar ohne Gebühr und Wegezoll auf den Märkten von Mittweida, Geithain und Rochlitz verkaufen. Darüber hinaus bildeten die 16 Bauerngüter, die in mehreren Dörfern verstreut waren, eine eigene Gemeinde und die Saupen wählten unter den ihren einen Saupenrichter. Diese merkwürdige Einrichtung bestand bis ungefähr 1845, der letzte Saupe erlebte sogar noch den Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schilling hatten nachweislich seit dem 15. Jahrhundert, bis kurz vor 1700 Saupengüter inne, um 1600 sogar drei der 16 Güter gleichzeitig. Sie stellten mehrfach den Saupenrichter und waren mit den übrigen Saupenfamilien eng verwandt. Nach 1800 bis zur Aufhebung der Sonderrechte hatte wiederum ein Zweig der Schilling einen Saupenhof und behielten ihn bis in unsere Zeit.

Die Vermutung, auch mit Blick auf die Familie Nebelthau (Nebildaw und andere Schreibweisen), einer anderen Saupenfamilie, geht in die Richtung, dass es sich bei den Saupen um Nachfahren von "Schöffenbarfreien" handelt, jener nicht ganz definierbaren Gruppe der Heerschildordnung, wie wir sie aus dem Sachsenspiegel kennen. Die alten Schilling, die um 1300 in Halle/Saale und Umgebung auftreten und welche die Vorfahren des anhaltinischen Kleinadels Schilling sind, gehörten ebenfalls offenbar zu dieser Ebene. 

Der Gnadenbrief selbst begrenzt den Kreis jener, die ein Saupengut kaufen können, wenn auch ungenau aber trotzdem passend auf jene die "zu Gericht tauglich" sind, also für diese Gnade Geeignete.

Die Schilling kamen vermutlich aus zweierlei Gründen in den Besitz der Saupengüter; zum einen war Rochlitz seinerzeit ein wichtiges Herrschaftszentrum der Wettiner und die Schilling deren Lehnsleute; zum anderen standen sie über ihren Besitz in Elsnig in Beziehung zum Kloster Buch bei Leisnig. Belegbar ist es allerdings in letzter Konsequenz nicht. Die enge Bindung der Saupen an die Rochlitzer Residenz ist jedenfalls belegt; so durften sie die Gattin des Landesherren mit Pferden geleiten und darüber hinaus fungierten sie als Boten zwischen dem umliegenden Landadel und dem Schloss, wobei sie landesherrliche Verordnungen und Befehle zu überbringen hatten.

Interessant ist noch die Beziehung zu Rochlitz selbst, so waren die Schilling, wie auch andere Saupen regelmäßig zugleich Bürger in Rochlitz. Die Familie Nebelthau, wie auch die Familie Schilling führten jeweils Wappen und die Nebelthau begegnen uns auch beispielsweise als Domherren zu Naumburg, mitten unter adligen Klerikern.

Der bedeutenste Saupe der Familie war Caspar (+ 1532), der als Landrichter stellvertretend für den Landesherrn Recht sprach.