Rezensionen

Über den "Kleinen Junker"

In seinen 1795 verfassten Kindheits- und Jugenderinnerungen lässt Schilling seine Zeit lebendig werden.
Mit Witz, leichter Erzählweise und einem Hauch von Selbstironie beschreibt er seine Kindheitstage, seine Abenteuer und Streiche und schließlich seine Jugend mit ihren Sorgen und ersten Liebeleien.
Dabei entwirft der Sohn eines Landjunkers im kurfürstlichen Sachsen ein farbenfrohes Bild einer nicht immer unbeschwerten Jugend im ausgehenden 18. Jahrhundert und berichtet anschaulich von strengen Hauslehrern und milden Seelsorgern, wie auch glanzvollen Bällen und Kostümfesten in der alten Residenzstadt, deren Charme heute noch berühren.
Schließlich entführt Schilling seine Leser in die düsteren Schulräume der ehrwürdigen Fürstenschule St. Afra und lässt sie teilhaben an seinen Träumen und häufig verwegenen Lebensplänen.

 

  Schilling wurde 1766 als Sohn eines Landjunkers und kursächsischen Beamten in Meißen-Zscheila auf dem dortigen Familiengute geboren. Seine Kindheit verbrachte er am Vorabend Französischen Revolution zwischen Meißen, Dresden und Bischofswerda, wo er jeweils Stationen seiner Kindheit verbrachte. Schon früh interessierte er sich für die große Literatur seiner Zeit und las begeistert die Werke von Leibnitz, Gellert oder Klopstock. In dem phantasievollen Schilling entwuchs hier der Wunsch, selbst ein großer Schriftsteller zu werden und bereits während seiner Schulzeit in der berühmten Fürstenschule St. Afra zu Meißen entstanden erste Werke, die allerdings nur in wenigen Bruchstücken erhalten blieben und damals bei seinem Publikum durchfielen. 1785 trat er schließlich in die kursächsische Armee ein, wo er eine Offizierskarriere einschlug. Dies hinderte Schilling nicht, ehrgeizig seine dichterischen Versuche fortzusetzen. Durch einen Briefwechsel mit Schiller gelangten schließlich 1788 drei seiner Gedichte in Schillers renomierte Literaturzeitschrift Thalia, was ihm erste Aufmerksamkeit verschaffte. Eines dieser Gedichte, "Im October 1788" war in seiner Urheberschaft nicht sicher und galt lange sogar als Werk der Feder Schillers! Ungefähr 1787 erschien Schillings großer Roman "Guido von Sohnsdom" der Schillings Durchbruch als Schriftsteller brachte. Fortan entschloss er sich, vornehmlich Romane zu verfassen. Bis zu seinem Tode verfasste Schilling über 80 Romane und Novellen, aber auch interessante Kriegssatieren auf die Feldzüge, an denen er selbst teilnahm, u.a. auf die Doppelschlacht von Jena und Auerstädt. In der Zeit der Dresdner Frühromantik gehörte Schilling zu den auch deutschlandweit bekanntesten und gern gelesenen Schriftstellern. Zwar galten in der damaligen Kritik seine Werke als "einfallsreich aber ohne tieferen Gehalt", doch stehen seine Werke als Gesellschaftsromane dieser Zeit in der Bedeutung einer Jane Austen nichts nach. Bis heute in unzähligen Auflagen und in mehrere Sprachen übersetzt ist sein Roman "Denkwürdigkeiten des Herrn von H.", mit welchem sich Schilling zweifellos in die erotische Weltliteratur einschrieb.


Über die "Künstlerischen Sehstudien"

Um künstlerische Werke zu schaffen, bedarf es mehr, als kühne Kreativität und die Gabe, es handwerklich umsetzen zu können, es bedarf vor allem auch des poetischen Augenmaßes. Vom Geiste gezeugt, aus der sinnlichen Wahrnehmung geboren, ringt es sich durch zum klaren, fasslichen, ergreifenden Ausdruck der höchsten Gedanken, der tiefsten Empfindungen im Kunstwerk. Es ist die schöpferische Form des menschlichen Sehens; es ist die Kunst! Möchten Johannes Schillings "Künstlerische Sehstudien", in denen er eine Art Bekenntnis über seine Art "die Welt zu sehen" ablegt, Interesse und freundliche Aufnahme bei Ihren Lesern finden. Möchten Sie besonders die froh aufstrebenden jungen Künstler daran gemahnen, wie viel es darauf ankommt, "Sehen zu lernen"!

Dabei richtet sich dieses Buch nicht an den Künstler allein. Es ist geschrieben für bewusst lebende Menschen, die durch eine Beschäftigung mit den Fähigkeiten ihres Sehvermögens ihre Umwelt nicht "übersehen", sondern mit dem Auge "begreifen" wollen und jene Ästhetik dabei entdecken, die Schilling beschreibt und als Künstler so häufig in seine Werke einfließen zu lassen versuchte.

 


Über den Stalker

 

„Stalken“ nennt jenes Phänomen der Nachstellung eines Menschen durch eine andere Person, das durch alle Schichten hindurch vorkommt und immer wieder unter den nicht Betroffenen Unverständnis und Abscheu hervor ruft.

Doch was ist ein „Stalker“? Welche Gattung Mensch verbirgt sich hinter diesem Begriff? Ein Kranker? Ein Verbrecher? Oder ein Getriebener?

Diese Erzählung befasst sich eben mit diesem Thema und stellt jedoch das „Verbrechen“ mit Schwerpunkt auf den „Täters“ dar. Beschrieben wird ein durchschnittlicher Mensch und Gelegenheitsdichter, der sich verliebt, jedoch abgewiesen wird, der jedoch, nicht zuletzt auch durch die Kälte der Gesellschaft in den Wahnsinn einer Besessenheit nach dem geliebten Menschen gedrängt wird.

Dabei steigert sich die Erzählung immer mehr, wie auch der Protagonist sich steigert und immer mehr taucht der Leser hinein in die verschwimmende Welt von Wahrheit und Einbildung.

Das „Opfer“ hingegen wird während der Geschichte in den Tod getrieben. Doch ist mit ihrem Tod die Geschichte nicht am Ende, da die Liebe und der Traum vom Liebesglück den Protagonisten weiter treiben und ihn auch danach nach ihr streben lassen. Zeitweise kommt er seiner Phantasie sogar recht nahe! Dabei hinterfragt die Erzählung ganz bewusst auch die Erkenntnisfähigkeit eines Menschen. Wahrheit bleibt so in der Erzählung zuletzt nur das, was der Mensch dazu macht.

  Am Ende schließlich, fast nur als Notiz, wird in einem Satze auf den Tod des Protagonisten hingewiesen, der als „Täter“ von „Angehörigen“ seiner Vergangenen erschlagen, quasi, gerichtet wird. Dabei erwähnt die Erzählung, dass sie, Aline genannt, kaum Freunde hatte. Wie so häufig stehen Menschen im Leben allein oder werden mit ihren Sorgen nicht ernst genommen. Erst wenn es zu spät ist, erfahren diese häufig „Unterstützung“.

Die Selbstjustiz, die am Ende verübt wird, scheint dem Leser überflüssig, nebensächlich. Und sie soll es auch sein; gewiss war der Protagonist ein „Täter“, doch eine einfache „Verurteilung“ wird dem beschriebenen Phänomen nicht gerecht.

Die Erzählung besteht aus 21 kurzen Kapiteln und ist mit 23 Gedichten und einem Vorwort vermengt.

 

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